Allgemein

Erziehung ist Beziehung

Erziehung – was bedeutet das?

Es gibt ja wirklich ganz viele verschiedene Wege, Kinder zu erziehen. Und ja, ich benutze das Wort Erziehung. Ich bin mir ganz sicher, dass es unsere Aufgabe als Eltern ist, unsere Kinder an alles heranzuführen. Mit Erziehung führen wir unsere Kinder an Regeln und Grenzen und auch Erwartungen heran, die es in unserer Umgebung gibt. Und genau hier gibt es krasse Fronten, das ist schon fast wie Krieg. Es gibt die, die finden, Erziehung bedeutet, das Kind in eine vorgefertigte Form zu ziehen oder zu pressen, damit es sich gut anpasst und kein eigenes Gesicht mehr hat. Und es gibt die anderen. Aber mal ehrlich. Es gibt doch nicht nur schwarz und weiß.

Es gibt immer mehr als einen Weg.

Erziehen – ein Unwort

Ich spoiler mal…ich finde nicht, dass Erziehung ein Unwort ist. ich sehe es eher so: Kinder kommen auf die Welt und werden in eine Gesellschaft hineingeboren. Die können sie sich erstmal nicht aussuchen. Von den Eltern und Geschwistern und anderen Bezugspersonen lernen sie zunächst Mimik, Gestik und Sprache. Und wenn sie größer werden, lernen sie von diesen Menschen auch, welche Spielregeln in der Gesellschaft gelten. Das können hier in Deutschland andere sein als in Papua Neuguinea, aber auch im Münsterland andere als in Bayern. In allen Familien gelten andere Spielregeln. Aber diese Spielregeln gibt es und viele von ihnen machen Sinn. Einige nicht. Und genau das meine ich, wenn ich sage, es gibt nicht nur schwarz und weiß. Wir müssen unseren Kindern nicht alle Regeln mit Strafen und Sanktionen beibringen. Wir können selber entscheiden, welche Regeln wir für sinnvoll halten und welche nicht. Auch unsere Kinder sollen das lernen. Ich möchte, dass meine Töchter und mein Sohn selbstbewusst sind und ihren Kopf benutzen, dass sie abwägen und nicht blind folgen und dass sie in den entscheidenden Momenten widersprechen, wenn dies nötig ist! Das ist sozusagen Familiensache. Und wenn man mit diesem Wissen auf den Weg macht, die eigenen Kinder zu mündigen Bürgern der Welt zu machen, finde ich das gut. Und hierfür nutze ich das Wort Erziehung.

Beziehung oder Erziehung

Viele Mütter, diesen dogmatischen Krieg erwähnte ich oben schonmal, sind der Meinung, dass es in einer Eltern-Kind-Beziehung nur eines geben kann: Erziehung oder Beziehung. Ich sehe das anders. Beides ist wichtig, denkt an die Schwarz-Weiß-Sache. Auch in Pädagogik und Psychologie ist nicht alles klar abzugrenzen, die Übergänge sind fließend. Und so ist es hier auch. Wieso ich das glaube?

Erziehung mit Erziehung

Schaut man sich den Film „Elternschule“ an, dann sieht man Schwestern, Pädagog*innen und Ärtz*innen, die ziemlich brachial auf Kinder einwirken. Oft ohne ein gesprochenes Wort werden Kinder gefüttert oder „übergeben“. Beziehung wird unterbunden. Auch wenn in den Vorträgen sinnvolle Aspekte enthalten sind, wird diese Art der Erziehung niemals auf Dauer wirksam sein. Erstens verinnerlichen die Eltern diesen sehr extravaganten Erziehungsstil nicht, weil es nicht ihrer ist und sie ihn übergestülpt bekommen und zweitens weil die Beziehung fehlt und die Kinderseelen nachhaltig zerstört werden. Das ist natürlich nur meine Meinung, ich habe mit keinem dieser Kinder gesprochen. Aber wie ist einem Kind nach so einer „Behandlung“ denn wohl zumute? Ich schweife ab, darum sollte es garnicht gehen. Erziehung funktioniert meiner Meinung nach nicht ohne Beziehung. Ich nehme Kritik ja auch eher von Menschen an, die ich schätze und denen ich vertraue. Wenn ein Wildfremder mir auf der Straße hinterherruft, dass ihm meine Frisur nicht gefällt, ist mir das herzlich egal. Es ist in Ordnung, meine Frisur muss ihm ja schließlich nicht gefallen. Er ist mir nicht wichtig. Würde meine beste Freundin mir das sagen, würde ich ihre Kritik annehmen. Sie wäre mir wichtig. Was ich daraus mache, entscheide ich dann.

„Ich glaube, dass Erziehung Liebe zum Ziel haben muss.“

Astrid Lindgren

Ich glaube, in der Erziehung ist es ähnlich. Wenn ich mein Kind ständig runterputze und auf Abstand halte, es bestrafe und ablehne, dann wird Erziehung wahrscheinlich im eigentlichen Sinne nicht funktionieren. Dann wird das Kind tatsächlich über Angst oder seelische Not zu Verhalten gezwungen. Vermutlich um Strafen aus dem Weg zu gehen.

Erziehung ist das, was wir daraus machen

Aber generell finde ich, der Begriff Erziehung bedeutet nicht automatisch ein unwürdiger, gewaltbehafteter, autoritärer Umgang mit dem Kind. Auch wenn dies von verschiedenen unerzogen lebenden Müttern und Vätern so dargestellt wird, ist dies nicht die festgeschriebene Bedeutung von Erziehung. Erziehung ist genau das, was wir daraus machen. Wir geben in unseren Familien unserer Erziehung eine eigene Bedeutung. Erziehung bei mir bedeutet niemals das gleiche wie bei dir oder bei der Nachbarsfamilie. Wie bitte kann man dann sagen, dass Erziehung etwas schlechtes ist?

Oder lieber Unerzogen?

Eltern, die Unerzogen leben, sagen manchmal, Erziehung wäre Gewalt, Missbrauch und Hierarchie. Aber dass Erziehung für diese Eltern diese Bedeutung hat und diese Assoziationen hervorruft, dass liegt doch nicht an dem Begriff. Das liegt an euch. Das, was der Begriff Erziehung in euren Gedanken bewirkt, dass kommt von euch! Ja, klar. Hier kann man Schnappatmung bekommen.Muss man aber nicht. Jeder Mensch hat bei bestimmten Begriffen bestimmte Assoziationen im Kopf. Diese Assoziationen sind sozusagen Gedankenverbindungen oder Verknüpfungen, die in jedem Kopf in jedem Moment des Lebens passieren. Und eben diese sind nicht festgelegt. Die entstehen in jedem Gehirn abhängig von den bisherigen Erlebnissen des Denkers. Ist klar oder? Ich gebe dem Begriff selber die Bedeutung.

Erziehung, Bindung, Beziehung, Kinder

Erziehung ist Gewalt

Natürlich ist es fies und eine Form von Gewalt wenn ich meinem Kind sage:“Komm jetzt oder ich gehe ohne dich.“ Wenn ich dann jetzt noch gehe und mich hinter der nächsten Häuserecke verstecke und höre, wie mein Kind weint…und dann noch glücklich bin, wenn es dann kommt und ich meinen Willen bekomme. Ja! Das ist Gewalt. Aber das ist nicht das, was jeder tut, der erzieht. Das kann man doch nicht gleichsetzen.

Ich erziehe meine Kinder, aber ich übe keine Gewalt aus! Ich verbitte mir so eine Aussage!

Als ich mich dazu entschieden habe, Kinder zu bekommen, hatte ich Vorstellungen. Ich wollte immer auf alles eingehen, sie immer im Blick haben, meinen Alltag nach ihnen ausrichten. Das ist es auch, was unerzogen leben in etwa bedeutet. Aber das ist einfach nicht realistisch in meinem Leben. Mein Mann und ich arbeiten, die Kinder besuchen die Schule und in der Vergangenheit den Kindergarten. Allein die Berufstätigkeit bringt bestimmte zeitliche Verpflichtungen mit sich. Jetzt haben einige der unerzogen-lebenden Jobs, die flexibel sind oder in Homeoffice arbeiten. Die Kids in manchen dieser Familien gehen nicht in den Kindergarten. Kindergartenfrei nennt sich das. Andere Familien ziehen in Gegenden, in denen die Schulpflicht ausgehebelt ist. Ich möchte nicht, dass ihr jetzt glaubt, ich würde mich rechtfertigen. Nein, das will ich wirklich nicht.

Ich möchte einfach, dass alle Beteiligten akzeptieren, dass es auch andere Sichtweisen gibt. Das kommt bei Eltern doch in so vielen Bereichen vor. Wann schläft das Kind alleine im Zimmer, bekommt es ein selbstgekochtes oder aus dem Gläschen…! Gehen wir doch einfach alle davon aus, dass jeder eine für sich sinnvolle Entscheidung getroffen hat.

Was ist dir in der Erziehung deiner Kinder wichtig?

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