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Kinder brauchen Langeweile!

Warum Langeweile für Kinder gut ist!?

„Mir ist laaaaangweilig“, schallt es durchs Haus. Wie kann das sein, frag ich mich. Im Zimmer gibt es Spielzeug. Außerdem gibts einen Schreibtisch und Teppich sowie Schreib-, Kleb und Bastelzeug. Es gibt Bücher und CDs. Alles nicht im Überfluss, sondern in Maßen. Deswegen lautet meine Antwort auf diese Ansage:“Das ist ja schön. Langeweile ist etwas tolles“. Die Kids rollen dann immer mit den Augen, denn für sie ist Langeweile unerträglich. Wenn ich Langeweile hätte, dann würde ich einfach nur auf dem Sofa sitzen und aus dem Fenster schauen. Aber mein Terminplaner und meine To-Do-Listen lassen keinen Raum für so etwas Kostbares.

Liebe Kinder, bitte langweilt euch!

Ich bin sogar der Meinung, Kinder sollten sich viel öfter langweilen. Wieso? Weil Langeweile wirklich richtig toll sein kann. Langeweile kann Kinder produktiv werden lassen. Aber nicht, um irgendwelche Aufträge oder Erwartungen zu erfüllen sondern um vollkommen eigene Ideen zu entwickeln. Aus Langeweile entstehen Visionen, die Kinder umsetzen können. So wird dann ruckzuck aus Langweile ein phantasievolles Spiel, ein selbst-entworfenes Lego-Gebäude, Instrumente oder oder oder. Kinder wollen den Zustand Langeweile erstmal beenden und um dies zu schaffen, suchen sie sich selbst Beschäftigung. Das ist wirklich nichts Bedrohliches, das von uns Eltern erledigt werden muss.

Langeweile schadet nicht!

Also nochmal: Wieso ist Langeweile gut für das Kind?

In der heutigen Zeit, fehlt es vielen Kindern an „Freizeit“. Dieses Wort steht in Gänsefüßchen, weil ich hier wirklich freie Zeit meine. Freizeit soll an dieser Stelle nicht Zeit im Sportverein oder beim Flötenunterricht bedeuten. Wenn wir Freizeit, also freie Zeit haben, können wir uns frei von Verpflichtungen überlegen, was wir machen möchten. Viele Eltern möchten ihre Kinder bestmöglich fördern und ermöglichen den kleinen Sprösslingen so den regelmäßigen Reitunterricht, Schwimmstunden oder Musikschulen. Dies ist natürlich nicht schlecht, aber die Menge machts.

Ein Kind, welches morgens in der Schule ist und an vier Nachmittagen die Woche Verpflichtungen hat, ist ziemlich unfrei. Es ist deswegen sinnig, sich die Frage zu stellen, wieviele Hobbies ein Kind wirklich braucht. Unsere Töchter haben einmal pro Woche Reitunterricht und gehen an einem Abend zum DLRG. Da wir beide arbeiten, sind viele unserer Tage gut strukturiert. Mehr als zwei Hobbies „genehmigen“ wir deswegen nicht, um genug Freiraum zu haben, für Langeweile oder spontane Ideen.

Seid Traumtänzer! Baut Luftschlösser!

Kommt dann mal nachmittags oder am Wochenende Langeweile auf, dann ermuntert ich die Kinder dazu, sich selber zu überlegen, was sie mit sich und der Zeit anfangen möchten. Ich ermuntere sie manchmal dazu, sich aufs Bett zu legen und zu überlegen…bis eine Idee kommt. Wenn ich mich zurück erinnere, hat das bis jetzt immer geklappt. Einen Vorteil haben unsere Kids dabei, muss ich zugeben. Wenn die Langeweile zu groß ist, schlendern sie mal bei ihren Geschwistern vorbei und schauen, was die so treiben.

Gerade die Zeit, die sie haben, um zu überlegen, ist so wertvoll. In einem Kinderkopf tummeln sich dann bald Ideen (die umgesetzt werden wollen) und Fragen (die beantwortet werden müssen). Es schließt sich früher oder später etwas an, so dass sich die Kids selbst beschäftigen. Sie entdecken hierbei, vielleicht beim Streifzug durch den Keller Dinge, die sie schon ewig nicht mehr angesehen haben. Oder sie versuchen etwas, was sie schon ewig nicht mehr versucht haben. Sie sammeln Erfolge oder Misserfolge, ganz egal. In jedem Fall wachsen sie!

Immer, wenn wir vorgeben, was das Kind tun soll, verlernt es diese Leistung aus eigenem Antrieb zu bringen. Kinder, die flexible Spielsachen haben, lernen also diese auf vielfältige Weise zu benutzen oder sie zweckentfremden sie. Kinder, die beim ersten Langeweileanzeichen von ihren Eltern unterhalten werden, haben keine Notwendigkeit, sich selbst anzustrengen.

Und wenn es dann so da liegt, das liebliche Kind, dann spielt es im Kopf durch, was es so tun könnte. Es überlegt und versucht und wird wahnsinnig kreativ. Es möchte vielleicht eine Bude Bauen und funktioniert dafür kurzerhand den Esstisch zu einem Fort um oder bemerkt dass der Lieblingsteddy Geburtstag hat und samt seiner Kollegas bewirtet werden sollte. Alle diese Vorstellungen eröffnen Spielraum für Geschichten und regen die Kreativität und Phantasie an, wie es keine Bespannung durch Eltern schafft.

Tipps gegen Langeweile im Kinderzimmer

Ein Kind, das bis jetzt nicht gelernt hat, sich zu langweilen, wird diese Situation wirklich als schlimm empfinden. Wenn du deinem Kind bis heute jeden Leerlaufmoment „erspart“ hast, indem du den Entertainer gespielt hast, muss es das erstmal lernen. Kinder, die das nicht kennen und jüngere Kinder benötigen für diesen Prozess zu Beginn deine Unterstützung. Wenn du festgestellt hast, dass dein Kind gar keine Zeit für Leerlauf oder Freizeit hat, dann schaut doch mal gemeinsam, welche Hobbys vielleicht nicht so wichtig sind. Sollte die Woche bei euch generell so voll sein, dann haltet an den Wochenenden den entsprechenden Raum frei. Ich weiß ja, wie schwer das sein kann. Grade als berufstätige Eltern zerreißt man sich ständig, da ist man vielleicht auch einfach mal froh, wenn die Nachzucht den eigenen Hobbys nachgeht. Aber langfristig gesehen, tut ihr euch einen großen Gefallen damit, glaub mit.

Ausmisten gefällig?

Schaut mal in das Kinderzimmer. Habt ihr das Gefühl, euer Kind hat zu viel Spielzeug? Dann mistet mal aus. Schaut mal nach, welche Sachen nicht mehr zum Alter passen. Sind die Sachen noch gut erhalten, freuen sich bei den einschlägigen Kleinanzeigenportalen sicher neue Eigentümer. Ich bin wirklich nicht öko und man findet auch keine Waldorfpüppchen bie uns. Aber „freie Materialien“ laden mehr zur Kreativität ein, als Sachen, die man nur auf eine Weise benutzen kann. Kaplan-Steine zum Beispiel sind bei eigentlich allen Kindern (unabhängig von Geschlecht und Alter) beliebt. Es gibt fast nichts, was man mit ihnen nicht machen kann! Aber auch der Baustein-Klassiker lädt ein zum experimentieren und wandeln. Nur um ein paar Beispiele zu nennen.

Natürlich erfordert dieser Prozess vor allem von dir eine Menge Geduld. Zunächst wird das Nerv-Level ins unermessliche steigen. Aber DANN wird’s richtig schön, versprochen. Klar ist leider auch, dass nicht jede innovative Idee deines Sprösslings in deinen Augen eine gute Idee ist, aber das ist in Ordnung. Ich hab ja nicht gesagt, dass das nicht für dich vielleicht mehr Arbeit ist:)

Langsame Gewöhnung

Bei jüngeren Kindern wird dies so nicht funktionieren. Kleine Kinder sind noch darauf angewiesen, dass sie Input von dir bekommen. Aber einem gewissen Alter kann man anfangen, kurze Zeiten einzuführen, indem sich das Kleinkind selber beschäftigt. Diese Zeiten sollten kurz sein und sich Stück für Stück erweitern. Wichtig ist, dass bereits kleine Fortschritte entsprechend gewürdigt werden. Vielleicht fängst du mit ein paar Minuten an? Danach sollten ein paar schöne gemeinsame Momente folgen.

Abschließend muss ich noch erwähnen, dass dies kein Freifahrtschein ist, deinem Kind keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Am Ende des Tages sollten sich kreative Eigenbeschäftigung und gemeinsame Zeit irgendwie die Waage halten. Wenn ihr euch dann gemeinsam beschäftigt, dann kannst du vielleicht mit ganzem Herzen dabei sein, denn vorher hattest du Zeit für dich. Eine win-win-Situation sozusagen;)

Was machst du, wenn dein Kind Langeweile hat? Was sind eure besten Anti-Langeweile-Spielsachen?

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